Nach zähem Ringen ist die K-Frage entschieden: CDU-Chef Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union für die anstehende Bundestagswahl am 26. September 2021. Nach dem Machtkampf gilt es, dafür schnell Geschlossenheit in den Schwesterparteien herzustellen.
Die Entscheidung der Union in der K-Frage fiel einen Tag, nachdem die Grünen ihre Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock benannt haben. Bereits seit dem vergangenen August steht mit Olaf Scholz der Kanzlerkandidat der SPD fest. In den kommenden Wochen werden sich die Kanzlerkandidatin der Grünen sowie der SPD-Kanzlerkandidat bei „Was nun, …?“ im ZDF den Fragen von Peter Frey und Bettina Schausten stellen.¹
Der erbitterte Machtkampf um die Kanzlerkandidatur der Union ist entschieden. Doch um welchen Preis hat sich CDU-Parteichef Armin Laschet durchgesetzt? Vielerorts steht die Parteibasis hinter Markus Söder, mehrere CDU-Landesverbände sprachen sich für den bayerischen Ministerpräsidenten aus, in der CDU-Vorstandssitzung gingen auch Parteigranden auf Distanz zu Laschet. Und die Umfragewerte zeigen Markus Söder weit vor Armin Laschet.
Alles andere als Signale des Vertrauens in den Kanzlerkandidaten. Der Machtkampf ums Kanzleramt hat die Union tief gespalten. Was heißt das für den anstehenden Wahlkampf? Wie will Laschet die Söder-Anhänger hinter sich vereinen, die Partei befrieden? Und wie will er das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewinnen?²
Politikforscher von Alemann sieht CDU und CSU vor schweren Prüfungen
Der Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann glaubt, dass Armin Laschet mit einer schweren Hypothek in den Bundestagswahlkampf starten wird. „Laschet ist aus dem Wettstreit mit Söder nur als Punktsieger mit einigen Blessuren hervorgegangen. Das war kein reinigendes Gewitter für die Union, sondern ein Tornado, der eine verwüstete Landschaft hinterlässt. Laschet wurde gegen die Mehrheit in der Bundestagsfraktion, die Parteibasis, die CSU und die allgemeinen Umfragen nominiert“, sagte von Alemann im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Ob der CDU-Bundesvorsitzende die Union als Kanzlerkandidat zum Wahlkampf motivieren kann, sei ungewiss. „Nur etwa die Hälfte der CDU steht zu ihm. Laschet hat im Osten Deutschlands große Probleme sowie im konservativen Teil der CDU“, so von Alemann. Die CSU werde weiter nicht auf Laschets Seite stehen und „wohl nur mit angezogener Handbremse“ in die Bundestagswahl ziehen. Schon am 6. Juni müsse Laschet bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt eine harte Prüfung bestehen. Alemann: „Verliert die CDU in Sachsen-Anhalt, dann geht die Kritik an Laschet weiter. Die Partei und ihr Kandidat stehen vor einer harten Zeit.“
Mit der Spitzenkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, könnte sich der CDU-Kanzlerkandidat schwertun, so der Forscher: „In Umfragen hat die Union etwa zehn Prozent Vorsprung vor den Grünen. Das ist viel Holz, allerdings kann dieses Holz schnell verbrennen. Annalena Baerbock wird zwar oft vorgeworfen, sie habe keine Regierungserfahrung. Aber sie verfügt über 20 Jahre Politikerfahrung, auch in Spitzenpositionen“. Von Alemann erwartet einen spannenden Wahlkampf, wenn die von Annalena Baerbock und Robert Habeck befriedeten Grünen gegen die „zerstrittene Union“ antreten.³
¹ZDF Presse und Information ²ARD Das Erste ³Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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